Carl Jung hat geschrieben:Belassen wir es einfach dabei, dass der Tod für mich für Veränderung steht
Lass mich dich bei der Hand nehmen und dir etwas zeigen. Ein Schlachtfeld, nach der Schlacht. Nehmen wir an, du seiest Mars. Mars ist der Herrscher des Skorpions im Arkanum XIII. Dem Tod. Fürwahr, Mars ist ein Gott, der Gott des Krieges. Es wird dir leicht fallen, unter Zuhilfenahme deiner Metaposition, dich an die Stelle von Mars zu versetzen. Also betrittst du das Schlachtfeld als Mars. Mit geübtem Blick erkennt du in der gespenstischen Stille, dass die Steinbrücke mit Flammenwerfern eingenommen wurde. Das erklärt den Geruch nach angebranntem Grillfleisch. Wie Huren liegen die verbrannten Kadaver der Soldaten auf dem Rücken, die verkohlten Beine in die Luft gespreizt. Die Augenhöhlen leer, zerplatzt in der Hitze des Feuers. Du bist Mars und du nickst zufrieden. Alles ist so, wie es sein soll. Dort liegt ein Stahlhelm, der Kopf ist noch drin. Man hat Granaten eingesetzt, offensichtlich. Über allem der einsetzende Geruch von Verwesung. Putrefaktion. Veränderung. Du nickst. Tod ist Veränderung. Transformation. So soll, so muss es sein.
Als sich die schwefeligen Pulverdampfschwaden über dem Feld der Blumen des Bösen etwas lichten, entdeckst du eine vertraute Gestalt, mit der du schon so manchen One Night Stand hattest, die Religion. "Alte Freundin!", rufst du, der Krieg, freudig aus, eilst zu der Gestalt in der griechischen Tunika und umarmst sie inniglich. "Alte Freundin, was würde ich nur ohne dich machen!"
Danke, dass du dir das angeschaut hast, Carl. Aus deiner Perspektive. Es ist leicht eine Metaposition einzunehmen, den Engeln die Flügel auszureißen, ein Gott zu sein. Es ist billig auf Gefühle herabzusehen und sich über Menschlichkeit zu erheben. Zerstören war schon immer einfacher, als sich sich selbst zu stellen.
Ich habe tausendmal mehr Respekt vor einem Menschen, der am Versuch sich der Mensch!ichkeit zu stellen scheitert, als vor jemandem, der den einfachen Weg geht und sich über Menschen und Menschlichkeit versucht zu erheben. Letztere verstehe ich persönlich als einen Krebs unserer Gesellschaft. Keine Bereicherung, sondern eine Krankheit.
Spanne deinen Bogen, junger Freund und nehme dein Ziel ins Visier. Überlege wohl, was du wirklich willst. Hat der Pfeil erst einmal deinen Bogen verlassen, wirst du nur noch wenig andern können. Bedenke dies. Ein Gott ist kein Mensch. Sondern ein Un-Mensch. Falls du dich für die Unmenschlichkeiten göttlicher Metapositionen entscheiden solltest, habe ich noch deshalb Respekt für dich, weil du zu den Wenigen gehörst, die das Thema reflektiert haben. Ansonsten wärest du mein erklärter Feind - und damit in diesem Forum am denkbar ungünstigsten Ort für dich und deinen Weg.
Xephyr

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