von Xephyr » Fr 18. Okt 2013, 14:46
Dafür gibt es tatsächlich zahlreiche Beispiele: So soll August von Kekule von einer Schlange geträumt haben, die sich in den eigenen Schwanz beißt (Ouroboros). Damit fand er die Lösung für den ringförmigen Benzolaufbau. Auch sollen Dmitri Mendelejew (Periodensystem der Elemente) und Elias Howe (Nähmaschine) ihre Lösungen im Traum gefunden haben! Und weiter: Eine der frühesten Überlieferungen von Problemlösungen im Traum stammt von Ibn Sina aus dem 10. Jahrhundert. Zwischen seinem 16. und 18. Lebensjahr beschäftigte er sich fast ausschließlich mit Logik und Philosophie. Konnte er mit einem Problem nicht fertig werden, ging er in die Moschee und bat Allah, er möge ihm die Augen öffnen. Dann ging er nach Hause, arbeitete noch weiter, trank ein wenig Wein und legte sich dann schlafen. Er träumte dann von eben diesen Fragen, und viele sind ihm so im Schlaf klar geworden. Ibn Sina behauptete sogar: "Auf diese Weise wurden in mir sämtliche Wissenschaften gefestigt, und ich beherrschte sie, so gut es Menschen vermögen."
Auch die Mathematik verdankt die Lösung eines Problems dem Traum eines der größten Talente. Henri Poincaré (1854-1912) löste das mathematische Problem der Begründung einer Klasse Fuchsscher Funktionen buchstäblich im Schlaf. Die Pariser Akademie der Wissenschaften hatte 1880 einen Preis für die Lösung dieses Problems ausgesetzt. Poincaré nahm an diesem Wettbewerb teil und beschäftigte sich intensiv mit der gestellten Aufgabe: "Seit 15 Tagen versuche ich zu beweisen, daß es keine Funktion geben kann, analog zu der, die ich die Fuchssche nannte. Jeden Tag saß ich am Schreibtisch. Dort verbrachte ich 1-2 Stunden und probierte eine große Anzahl von Kombinationen durch ohne Ergebnis. Eines Abends trank ich entgegen meiner Gewohnheit eine Tasse schwarzen Kaffees. Ich konnte nicht einschlafen, und viele Ideen gingen mir durch den Kopf. Ich fühlte, wie sie miteinander zusammenstießen, bis schließlich zwei von ihnen eine feste Verbindung eingingen. Am nächsten Morgen entdeckte ich die Existenz einer Klasse von Funktionen, die der hypergeometrischen Reihe entsprach. Ich brauchte nur noch die Resultate aufzuschreiben, was mich nur wenige Stunden kostete."
Solche Problemlösungen im Traum sind aber keineswegs parapsychologische Erscheinungen. Die Lösung ergibt sich weder aus dem Nichts, noch sind irgendwelche unbekannten Kräfte im Spiel, die hell- oder voraussehen können. In allen Fällen ist es so, daß die Lösung im Traum erst dann erscheint, nachdem der Träumer sich schon lange Zeit, manchmal Jahrzehnte, mit dem Problem beschäftigt hat. Die Lösung wird im Traum dann dadurch erleichtert, daß die im Wachzustand vorbedachte Aufgabe anschaulich-symbolisch gestaltet wird. Und es ist genau die Wechselwirkung von anschaulichem und logischem Denken, die solche schöpferischen Leistungen möglich macht.
Xephyr
Sol in 25° Libra : Luna in 20° Aries : dies Veneris : Anno IVxxi era novis
A.D.A. - Publikation der Klasse [E] von X°=XEPHYR