Hallo Blue Moon,
schön, Dich 'wiederzusehen' bwz. wieder zu lesen.

Ui, das ist eine lange Antwort...
Blue Moon hat geschrieben:Natürlich wäre mein Leben wohl tatsächlich etwas glücklicher verlaufen, wenn dieser Traum rückwärts gedeutet wird. Leider hatte ich das Glück nicht, so wie die Traumdeutung es schildert.
In der Rückwärtsdeutung wäre das beschriebene Leben ja eigentlich auch kein so glückliches, denn Schmerz und Einsamkeit drückt der Traum in jede Richtung aus. Ich finde, der große Unterschied liegt eher in der Perspektive auf die Gegenwart und die Zukunft: Nämlich daß die Welt nicht untergeht, daß nicht die Menschen alles zerstören und die Himmelsdrachen verschwinden, sondern genau umgekehrt, daß die Welt immer schöner wird, daß die Menschen Neues schöpfen, daß immer mehr Drachen kommen, diese wundervollen Wesen, die beschützen und begleiten. Natürlich möchte ich Dir nicht reinreden, was Du über die Welt und die Menschen wahrnimmst und denkst, denn Du lebst genauso aus Deinen persönlichen Erfahrungen heraus wie jeder andere.

Aber in dem Traum steckt diese andere Perspektive, daß die Welt aufgeht und nicht untergeht, sehr klar drin, und der Traum kommt aus Dir...
Daß Du in Deinem Leben so viele schmerzhafte Erfahrungen machen mußtest, ist wirklich nicht schön.

Leider ist es so, daß Menschen, die sich nicht nach den gesellschaftlichen Vorstellungen verhalten, sehr schnell ausgestoßen und gehänselt werden. Besonders Kinder und Jugendliche können da ja sehr grausam sein, aber auch Erwachsene können mitunter extrem perfide werden. Und ich finde es toll, daß Du für Dich die Entscheidung getroffen hast, Dich eben _nicht_ anzupassen, sondern die zu sein, die Du wirklich bist.

Und es freut mich, daß Du einen Mann an Deiner Seite hast, der zu Dir steht und Dich so nimmt, wie Du bist. So einen Menschen zu finden, bedeutet wirklich großes Glück.
Unsereins ist immer bedacht, zu helfen oder helfen zu wollen, obwohl manche Leute sich gar nicht helfen lassen möchten. Das ist dann wie Kopf gegen die Wand rennen. Es dauerte eine Weile, bis ich zu der Erkenntnis kam: Diejenigen, die sich helfen lassen wollen, die kommen von selbst und automatisch zu dir. Die anderen verstehen dich nicht und wollen deine Hilfe nicht, mache dir keine Gedanken um sie und lasse sie in ihr Verderben rennen. Diese Einstellung tut heute sogar manchmal noch weh, aber sie hat mich von vielen Schmerzen auch befreit.
Anderen zu helfen und die Kraft dafür zu haben, ist eine wunderschöne Gabe. Ich finde es aber gut, daß Du inzwischen nur noch denen hilfst, die Hilfe von Dir wollen. Es mag für Dich so aussehen, daß die anderen, die Dich nicht verstehen und Deine Hilfe nicht wollen, in ihr Verderben rennen. Wenn Du es so wahrnimmst und fühlst, dann verstehe ich, daß das Dich schmerzt.
Dennoch möchte ich Dir gerne meine Perspektive darauf schildern. Ich bin vielen Menschen in meinem Leben begegnet, die mir helfen wollten und dachten, daß sie mir helfen könnten oder müßten. Was sie aber nicht bemerkt haben ist, daß ich ein völlig anderes Weltbild, Lebensgefühl und Welterleben hatte als sie. Da, wo diese Menschen mein Verderben sahen, habe ich mein Glück, meine Freude und meine Liebe gefunden. Und es gab einige wenige, die haben mir gegen meinen Willen 'geholfen', mit allem, was sie hatten und konnten. Und das, liebe Blue Moon, hat für mich sehr große Schmerzen bedeutet, denn diese Menschen haben mich absolut nicht verstanden. In meinem Erleben war ihre aufgezwungene Hilfe Ausdruck ihres eigenen Fanatismus, ihrer Überzeugung, alles müsse so verlaufen, wie sie es sich vorstellen - und ihr eigener Vorteil in ihrer 'Hilfeleistung' war nicht zu übersehen.
Ich will Dir nicht unterstellen, so ein Mensch zu sein. So erlebe ich Dich hier ja auch gar nicht.

Ich möchte damit nur sagen, daß die Menschen, die Deine Hilfe nicht wollen, möglicherweise mit Deiner Hilfe gar nichts anfangen können, weil ihre Art anders ist als Deine. Und darum bedeutet es nicht notwendigerweise ihr Verderben, wenn sie andere Wege gehen.

Ich sehe das Paradies "noch" nicht als Utopie, aber wir arbeiten immer mehr darauf hin, daß es einmal so sein wird. Von Wasser und Grün kennt man nur noch Bilder und die Erinnerung, aber es ist nicht mehr sichtbar *lach*. Und jeder fragt sich dann wahrscheinlich immer noch "warum?".
Was läßt Dich glauben, daß man eines Tages von Wasser und Grün nur noch Bilder kennen wird? Wenn ich mich umschaue in unserer Welt, auch und vor allem in gesellschaftlichen und politischen Bewegungen, dann sehe ich sehr große Anstrengungen und tatsächliche, reale Umsetzungen, die die Natur schützen und ihr Gedeihen fördern. Schon lange wird nicht mehr so viel Dreck in die Luft gepustet oder ins Wasser geleitet, wie dies vor wenigen Jahrzehnten noch der Fall war.
Ich weiß nicht, wie Du Dir das Paradies vorstellst. So, wie es Dein Traum beschreibt, wird es wohl nie sein, denn Raubtiere leben nunmal von Fleisch und werden ihre Eßgewohnheiten sicherlich nicht umstellen. Und auch Haß und Zorn sind durchaus menschliche Gefühle, die in meinen Augen sehr wichtige Aufgaben im Leben eines Menschen erfüllen. Ich will damit nicht sagen, daß ich Kämpfe und Kriege befürworte. Auch ich wünsche mir Menschlichkeit und Miteinander. Aber wenn so viele Menschen auf einem Fleck Erde leben, wie das heute der Fall ist, dann ist es kein Wunder, wenn ein Zusammenleben sich als sehr schwierig gestalten kann. Und eine gute Portion Aggression ist manchmal nötig, um seine eigenen Rechte und Bedürfnisse einfordern zu können. Übrigens kennen auch das Tier- und das Pflanzenreich diese Aggression.
Daß die Welt schön ist, das weiß ich. Dies müßten aber noch mehr Menschen wissen, statt ihre Welt zu vernichten. Unwissend und ignorant zu vernichten - weil sie zerstören und dann auch noch fragen: Warum? Wo ist da die Logik?
Ja, es gibt viele Menschen, die zerstörerisch unterwegs sind. Viele Menschen sind sogar auf sehr subtile Art zerstörerisch, man merkt es ihnen gar nicht an. Plötzlich ist da ein Schmerz, ein Seelenschaden, von dem man nicht versteht, wie er entstanden ist. Erst wenn man genau hinschaut, erkennt man, daß der Mensch, von dem man dachte, er wäre gut für einen, der Schädigende ist.

Das ist traurig, macht wütend, verzweifelt. Man wünscht sich eine andere Welt, wo es das nicht gibt.
Aber es gibt auch eine Menge Menschen, die die Schönheit dieser Welt sehr wohl wahrnehmen. Es gibt sehr viele Menschen, die schöpferisch, erschaffend ihr Leben gestalten und auch andere an ihren Erfolgen und ihrer Freude teilhaben lassen. Und die Menschen, die eine freundschaftliche Welt haben wollen und mit ihren Mitteln auch realisieren, sind in meinen Augen deutlich in der Überzahl. Ich habe manchmal das Gefühl, wenn Du von der von Dir befürchteten Zerstörung der Welt schreibst, daß Du diese Menschen nicht wahrnimmst oder ausblendest, denn sonst ließe sich die Vorstellung von einem Weltuntergang schwerlich aufrecht erhalten.
So kommt es zumindest bei mir an. Es kann natürlich sein, daß das gar nicht stimmt, denn leider birgt das geschriebene Wort ohne die Kommunikation durch Stimme und Gestik die Möglichkeit zu vielen Mißverständnissen in sich.
Liebe Grüße, oYo
